BUND Regionalverband Mittlerer Oberrhein

Nationalpark Schwarzwald: eine Erfolgsgeschichte seit 2014

Ruhe und Urtümlichkeit, ganz junge Bäume neben alten Baumriesen und abgestorbenen Bäumen, stehend oder umgestürzt dazu die offenen Flächen der Grinden. Auerhuhn, Dreizehenspecht, Sperlingskauz und die Zitronengelbe Tramete, ein extrem seltener Pilz auf verrottendem Fichtenholz – viele Tiere und Pflanzen finden ein Zuhause im Nordschwarzwald. Ein Zuhause, für das sich der BUND lange eingesetzt hat. Seit 2014 gibt es nun einen Nationalpark Schwarzwald. Zeit für eine Weiterentwicklung dieser Erfolgsgeschichte.

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Nationalpark Schwarzwald – der BUND sagt ja

Buhlbachsee - Hartmut Weinrebe

Der erste baden-württembergische Nationalpark wird von Naturschützerinnen und Naturschützern schon lange herbei gesehnt – schließlich haben fast alle Flächenländer mindestens einen Nationalpark. In diesem April stand der Nationalpark dann in der Koalitionsvereinbarung der neuen Landesregierung. Nun ist diese in die Offensive gegangen, hat einen Beteiligungsprozess in der Region initiiert und will in einem sozioökonomischen Gutachten die Bedenken und Sorgen gegen einen Nationalpark aufgreifen. Mancherorts schlagen die Wogen dennoch hoch und gerade vor Ort gibt es Skepsis und lautstarken Widerstand. Der BUND erklärt, warum er im Nationalpark eine große Chance für die Natur, aber auch den Tourismus in der Region sieht.

Was bringt der Nationalpark der Natur?

Wildsee - Hartmut Weinrebe

Landesweit und auch im Schwarzwald gibt es viel zu wenig Bannwälder, wo der Wald sich selbst überlassen bleibt. Die Einrichtung eines Nationalparks bietet die Chance, diese Quote ein wenig zu verbessern. Es ist nachgewiesen, dass in dauerhaft unbewirtschafteten Wäldern eine größere Artenvielfalt herrscht als in Wirtschaftswäldern. Der BUND fordert wie die Bundesregierung in ihrer „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ 5 % Anteil Bannwälder an der Waldfläche, damit die Vielfalt der Pflanzen, Pilze und Tiere erhalten werden kann und seltene Arten nicht aussterben. Vom 5 %-Ziel ist Baden-Württemberg meilenweit entfernt: nur 0,7 % der Waldfläche sind als Bannwald bzw. Kernzone des Biosphärengebiets ausgewiesen. Der Nationalpark würde diesen Anteil auf 1,2 % erhöhen.

Bereits jetzt gibt es in der Region, die für den Nationalpark in Frage kommt, rund 1.000 Hektar Wald, die nicht mehr genutzt werden, darunter die Bannwälder Altlochkar-Rotwasser, Wildseemoor und Wilder See. Auf diesen Flächen, die sich teilweise schon seit 100 Jahren frei entwickeln dürfen, kann man heute schon erleben, was einen künftigen Urwald ausmacht: Ruhe und Urtümlichkeit, ganz junge Bäume neben alten Baumriesen, auch tote Bäume, stehend oder umgestürzt. Für viele Tiere und Pflanzen ist das ein Eldorado. Auerhuhn, Dreizehenspecht, Sperlingskauz und viele andere seltene Vogelarten finden hier gute Lebensbedingungen. Dutzende Holzkäfer-, Spinnen-, Moos- und Pilzarten können nur hier und nicht im Wirtschaftswald existieren, weil dort das Alt- und Totholz fehlt. Der Nationalpark würde die jetzigen Bannwälder verbinden und vergrößern und dadurch diesen und weiteren seltenen Arten noch bessere Lebensmöglichkeiten bieten.

Auch ein Nationalpark ist genau wie die Umgebung Stürmen ausgesetzt, die unvorhersehbare Auswirkungen haben und durch Windwürfe Löcher reißen oder ganze Waldbestände zu Boden bringen können und dadurch viel Licht in den Wald bringen. Auch das gehört zu den natürlich-dynamischen Prozessen in einem Nationalpark, genau wie der neue Wald, der sich allmählich von allein auf den Windwurfflächen entwickelt.

Was bringt der Nationalpark für Erholung und Tourismus?

Blick vom Schliffkopf nach Süden - Hartmut Weinrebe

Nationalparke bieten spannende Naturerlebnisse, die so in anderen Gebieten nicht zu finden sind. Die Alternative – weitere Bannwälder – wären bei Weitem nicht so ein Magnet für den Tourismus. Nationalparke werden – richtig geführt – von der Landesregierung mit einer guten Infrastruktur für den Naturtourismus ausgestattet, wie es andernorts nicht ohne Weiteres möglich ist. Zu dieser Infrastruktur zählen Informationszentren mit attraktiven Ausstellungen, besondere Naturerlebnisangebote und gut ausgestattete Wege für alle, die sich leise durch die Landschaft bewegen beim Wandern, Reiten, Fahrradfahren, Lang- oder Schneeschuhlaufen. Deshalb gibt es einen speziellen Nationalparktourismus: Gäste, die nur oder auch wegen des Nationalparks eine bestimmte Region besuchen. Dies lässt sich anhand der Besucherzahlen in anderen Nationalparken belegen. Gute Chancen für die Region Nordschwarzwald und die Hotels, Gaststätten, Ferienhöfe und Pensionen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord!

Was ist ein Entwicklungsnationalpark?

Wie in jedem Nationalpark wird auch im Entwicklungsnationalpark die Natur auf großer Fläche sich selbst überlassen. Allerdings nicht sofort auf ganzer Fläche, sondern endgültig erst nach 20-30 Jahren. Bis dahin werden fichtendominierte Forste hin zu naturnäheren Waldbeständen mit mehr Buche und Tanne umgebaut. Die gefällten Fichten können in der Holzwirtschaft verwertet werden, so dass dort in den ersten Jahrzehnten keine Einbußen an Holzmengen zu befürchten sind. Die langfristigen Einbußen sind im Vergleich zur Holzerntemenge im Nordschwarzwald sehr gering. Durch den geplanten Waldumbau und das Randzonenmanagement ist Borkenkäfer-Befall an Fichten gut begrenzbar, so dass großflächig abgestorbene Fichtenbestände auch innerhalb des Nationalparks vermeidbar sind. Einzelne „Käferlöcher“ dagegen beschleunigen auf natürliche Weise den Waldumbau. Besitzer von außerhalb des Nationalparks gelegenen Wäldern können ebenfalls beruhigt sein: Bei gutem Management kann Borkenkäfer-Befall über den im Wirtschaftswald üblichen Umfang hinaus ausgeschlossen werden – das zeigen die Erfahrungen mit anderen Nationalparken.

Warum im Nordschwarzwald?

Der Nordschwarzwald ist die einzige Region in Baden-Württemberg in Baden-Württemberg, die für einen Nationalpark geeignet ist. Nur hier treffen die zwei wichtigen Kriterien „Unzerschnittene Verkehrsarme Räume über 100 km2“ und „großflächiger Staatswaldbesitz“ zusammen. Denn es sollen keine Privatwaldflächen in Anspruch genommen werden und nur Kommunalwälder, die die Städte und Gemeinden freiwillig zur Verfügung stellen.

Freundeskreis Nationalpark Schwarzwald

... ist ein Zusammenschluss von Bürgern, mit dem Ziel, die Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald zu unterstützen.
Der Vereinszweck soll insbesondere durch öffentliche, kulturelle und wissenschaftliche Veranstaltungen zu Umwelt-, Landschafts-, Natur- und Artenschutz, durch beratende Tätigkeit, durch Konzeption und Realisierung von Bildungsveranstaltungen, durch Unterstützung und Organisation praktischer Natur- und Umweltschutzarbeit, durch die Förderung sonstiger Naturschutzmaßnahmen, sowie durch andere Projekte verwirklicht werden. Das schließt die Verbreitung der Ergebnisse der Förderung durch Publikation, Ausstellung und in anderer Form ein.

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