BUND Regionalverband Mittlerer Oberrhein

Erstmals in Baden-Württemberg: Zwei Wildkatzen-Junge bei Bühl gefunden - durch geplante Straße zum Baden-Airpark bedroht

Die "Wildkatzen-Findelkinder" Hänsel und Gretel - Foto: Martin Klatt

Was da wild durch Wald und Büsche bei Bühl-Oberbruch am Baden-Airpark tobte, sind nicht die ausgesetzten Katzenkinder einer Hauskatze – wie die Joggerin zunächst glaubte. Die genetische Analyse der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes hat gezeigt, dass es sich um den ersten Wildkatzen-Nachwuchs in Baden-Württemberg handelt. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen BUND und dem Naturschutzbund Baden-Württemberg (NABU) wurde die genetische Untersuchung veranlasst und wurden die kleinen Wildkatzen artgerecht gepflegt. BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß ist begeistert: „Wir freuen uns, dass die Wildkatze nicht nur in Baden-Württemberg angekommen ist – sondern sich hier auch fortpflanzt.“

Der Fundort der Kätzchen ist brisant: Dort plant die Landesregierung einen zusätzlichen Anschluss des Baden-Airports an die A5. Doch die Wildkatze ist laut Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie eine geschützte Art. Und dieses europäische Rechtswerk sieht einen strengen Schutz vor: Es verbietet auch die Zerstörung der Fortpflanzungsgebiete geschützter Arten. „Eine weitere Anbindung an den Baden-Airpark darf deshalb in diesem Gebiet unter keinen Umständen gebaut werden“, fordert der BUND-Landesverband.

Das freudige Ereignis der baden-württembergischen Wildkatzengeburt erhöht den Druck auf Naturschutzminister Peter Hauk: Nun muss er sich tatkräftig für die Wildkatze und andere gefährdete Arten einsetzen. „Die Zeit der Lippenbekenntnisse zum Artenschutz muss vorbei sein. Die geplante Naturschutzstrategie muss endlich sicherstellen, dass genug Geld und Personal für die vielen Naturschutzanforderungen im Land vorhanden ist“, forderte Frieß. Nicht zuletzt Wildkatzen stellen hohe Anforderungen an ihre Lebensräume. Der BUND setzt sich mit dem Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ vor allem dafür ein, dass die Lebensräume der Wildkatze in Baden-Württemberg miteinander vernetzt werden. Der Wildkatzenwegeplan des BUND, der sich mit dem geplanten Generalwildwegeplan des Landes deckt, unterstreicht die Notwendigkeit von zusammenhängenden Lebensräumen für die Wildkatze. „Die Landesregierung muss sicherstellen, dass die Wildtierkorridore in Baden-Württemberg miteinander vernetzt werden. Dazu gehört, dass der Generalwildwegeplan bei allen neuen Planungen von Baugebieten und Straßen berücksichtigt wird und Eingang in den Generalverkehrsplan des Landes findet“, betonte Frieß. Bei einigen Straßen werden zudem Grünbrücken und andere Systeme nötig sein, um die Lebensräume der Wildtiere zu vernetzen.

Die Europäische Wildkatze bringt ihren Nachwuchs im Frühling zur Welt. Meist sind es zwei bis vier Kätzchen. Zwar ist die kleinste Raubkatze Deutschlands scheu und lebt versteckt in den Wäldern, „aber gerade junge Katzenkinder spielen schon mal auf einem Waldweg oder im schlimmsten Fall sogar auf einer Straße“, erklärte die baden-württembergische Koordinatorin des BUND Projektes „Rettungsnetz Wildkatze“, Laura Bollwahn. Da die Katzenmutter ihre Jungen mit Mäusen versorgen muss, lässt sie ihren Nachwuchs zum Teil über mehrere Stunden allein. Und weil kleine Katzen – wie alle Tierkinder – neugierig sind, gehen sie auf Entdeckungstour. Das könnte auch in bei den beiden in Bühl-Oberbruch gefundenen Katzenjungen der Fall sein.

Die einige Wochen alten Findelkinder werden später mit einem Sender versehen und in der Nähe des Fundorts wieder ausgesetzt. Frieß: „Mit etwa sechs Monaten haben die Wildkatzenjungen dann eine gute Chance, auch ohne ihre Mutter in den baden-württembergischen Wäldern zu überleben.“

Wildkatzen in Baden-Württemberg

Für Laien sind die beiden kleinen Wildkatzen, die in Bühl gefunden wurden, von grau getigerten Hauskatzen nur schwer zu unterscheiden. Wer ein solches Kätzchen findet, sollte sich wenden an:

Laura Bollwahn
BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Fon 0711 620306-12
laura.bollwahn(at)bund.net

Unbedingt ist vor dem Mitnehmen aus der Natur eine sachkundige Person zu konsultieren!

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