Straßenbau am Rhein: belastende Fehlplanungen - Die Region verträgt keinen weiteren Fern- und Schwerlastverkehr
Die Region verträgt keinen weiteren Fern- und Schwerlastverkehr
Leitsätze eines Treffens von Vertretern von Naturschutzverbänden, Bürgervereinen, Bürgerinitiativen und Interessensgemeinschaften aus der Region Südpfalz, dem nördlichen Elsaß und dem Raum Karlsruhe auf Einladung des BUND Südpfalz in Wörth Ende September 2001 zum Thema zweite Rheinbrücke sowie regionale und überregionale Verkehrsentwicklung.
Etwa vier geplante „Lückenschlüsse“ im Straßenbau würden der Region Oberrhein, insbesondere dem Raum Wörth, einen albtraumartigen Quantensprung in der Verkehrsbelastung bescheren. Nicht die versprochenen Entlastungen würden eintreten, vielmehr würden enorme neue Verkehrsströme ins Land geschleust werden. Dies stellen BUND, zahlreiche Naturschutzverbände, Bürgerinitiativen, Bürgervereine und Interessengemeinschaften aus der Region Südpfalz, dem nördlichen Elsass und dem Raum Karlsruhe fest.
Die "Bürgerinitiative gegen den vierspurigen Ausbau der B 10" verweist auf die prognostizierte Erhöhung des Verkehrsaufkommens von zur Zeit noch etwa 20.000 Kfz pro Tag auf bis zu 45.000 Kfz bei Realisierung des vierspurigen Ausbaus zwischen Pirmasens und Landau. Ein Großteil des zusätzlichen Verkehrsaufkommens würde voraussichtlich über die A 65 in Richtung Wörth/Karlsruhe fließen.
Alsace Nature erläutert den drohenden Bau einer Westumgehung bei Strassburg: Er würde zu einer starken Verkehrszunahme auf der CD 300 von Strassburg nach Lauterburg und in der Südpfalz führen. Dies insbesondere bei einem "Autobahn-Lückenschluss" im Bienwald, wie er vom "Bündnis gegen die Bienwaldautobahn" bekämpft wird.
Die Karlsruher Bürgervereine Knielingen und Neureut stellen dar, dass bei dem heute auf der Rheinbrücke z.T. schon auftretenden Verkehrsaufkommen von bis zu 100.000 Kfz pro Tag eine zweite Rheinbrücke mit einer Nordtangente um Karlsruhe etwa 40.000 Kfz pro Tag aufnehmen würde. Dabei käme es auf der vorhandenen Rheinbrücke nur zu einer Entlastung von etwa 10.000 Kfz pro Tag. Zusätzlich kämen 30.000 Kfz neu in die Region.
Der vierspurige Ausbau der B 10, eine zweite Rheinbrücke mit Nordtangente Karlsruhe, eine Westumgehung von Strassburg als auch ein "Lückenschluss" im Bienwald würden in der Region Oberrhein und hier vor allem im Bereich von Wörth und Karlsruhe zu einer massiven Verkehrszunahme führen. Jeder einzelne der genannten "Lückenschlüsse" würde über die Schaffung neuer Verkehrsaufkommen den Druck zur Durchführung der übrigen stark erhöhen. Insofern ist jede der diskutierten Straßenbaumaßnahmen auch für alle anderen von Relevanz.
Die von den Straßenplanern oft versprochene Entlastung existierender Verkehrswege - so auch der vorhandenen Rheinbrücke - wird, wenn überhaupt, minimal ausfallen, wohingegen über die neuen Straßen enorme neue Verkehrsströme in die Region geleitet werden. Die Region verträgt jedoch keine weitere Zunahme des Fern- und Schwerlastverkehrs auf der Straße.
Die überregionale Verkehrsentwicklung in den Einzelplanungen wird von Straßenplanern und Politikern bisher oft vollkommen vernachlässigt. Ein Negativbeispiel ist das - aufgrund seiner vielen Mängel ausgesetzte - Raumordnungsverfahren zur Bienwaldautobahn. Zu erklären ist dies nur mit fehlender Weitsicht oder Taktik zur Verschleierung der langfristigen Auswirkungen des Straßenbaus. Beides ist inakzeptabel! Man bedenke nur die nach den genannten "Lückenschlüssen" zu erwartenden Folgen im schon jetzt sehr stark schadstoffbelasteten Raum Wörth/Karlsruhe.
Eigentlich geht es um die Lösung von Transport- und Mobilitätsproblemen. Die Möglichkeiten des umweltfreundlichen Schienenverkehrs liegen - gerade im Südpfälzer Raum, aber auch in der Region Oberrhein insgesamt - bis heute noch in großem Umfang brach. Ohne wesentliche neue Belastungen für Mensch und Umwelt wären hier noch riesige Reserven zu aktivieren. Dies im Vergleich zum Straßenbau oft sogar noch deutlich kostengünstiger.
Alle anwesenden Verbände, Bürgervereine, Initiativen und Interessensgemeinschaften forderten die Politik deshalb auf, vor der Planung der neuen Straßen die Möglichkeiten der Schiene für ÖPNV und Transitverkehr umfassend zu prüfen und auszuschöpfen. Erst dann könne über neue Straßen diskutiert werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt, darin waren sich alle Teilnehmer einig, wird gemeinsam der vierspurige Ausbau der B 10, eine Autobahn durch den Bienwald, eine Westumgehung bei Straßburg als auch eine zweite Rheinbrücke mit Nordtangente Karlsruhe abgelehnt. Zur Durchführung der mittelfristig zu erwartenden Reparaturarbeiten an der vorhandenen Rheinbrücke wäre allerdings die Errichtung einer Ersatz-Brücke unmittelbar bei der vorhandenen zu akzeptieren.