Helft den Bauern ...
Stutensee-Woche Ausgabe 3, 18.01.2024 (nicht gedruckt)
Man mag zu den Bauernprotesten und Treckerdemonstrationen der letzten Tage stehen wie man will, man mag sie richtig finden oder verdammen, eines jedoch haben sie klar gemacht: So, wie es bisher lief, kann es nicht weitergehen. Dabei dürfte die Subventionierung des Kraftstoffs bzw. deren Wegfall nur eines von vielen Problemen und lediglich die Spitze des Eisbergs gewesen sein. Das Hauptproblem dürfte sein, dass die Bauern sich vom Verbraucher (also uns!) nicht ausreichend gewürdigt und sich für ihre Arbeit nicht ausreichend bezahlt sehen. Und wenn dann auch noch Leistungen für den Natur- und Artenschutz sowie (wenigstens teilweise) Verzicht auf Dünger und chemischen Pflanzenschutz verlangt werden, wird es finanziell ganz eng.
Ein „schönes“ Beispiel dafür, wie wenig vom Verkaufspreis im Einzelhandel letztlich beim Bauern als Erzeuger bleibt, brachten die BNN vom 13. Januar auf Seite 3. Dort erklärte ein Biobauer, dass er für ein Ei von „glücklichen Hühnern“ etwa 30 Cent erhält, und dass das gleiche Ei am Ende im Einzelhandel gut 70 Cent kostet. Man kann sich leicht denken, wie viel der Erzeuger bekommt, wenn das Ei im Laden 30 oder 40 Cent kostet. Überhaupt scheint das Problem eher beim Handel zu liegen, der möglichst billig verkaufen will und erst recht beim Verbraucher, der auch für landwirtschaftliche Produkte möglichst wenig bezahlen will. Entsprechend der alten Handelsweisheit, dass der Gewinn im Einkauf liegt, ist klar, zu wessen Lasten diese Entwicklung gehen muss: Zu Lasten des bäuerlichen Erzeugers. Der kann sich aus diesem Dilemma nur befreien, indem er mittels Kunstdünger und Chemikalien das Maximum aus dem Boden herauspresst bzw. durch ständig gesteigerte Massentierhaltung die Rentabilität erhöht.
Dabei gibt es einfache Mittel, diese Fehlentwicklungen zu umgehen: Wochenmärkte und Hofläden. Auf Wochenmärkten bieten die Landwirte unter Umgehung des Groß- und Einzelhandels eigene Produkte an bzw. Produkte anderer Bauern aus der Umgebung. Weil „Zwischenverdiener“ wegfallen, müssen solche Waren nicht einmal teurer sein, als im Supermarkt. Und ganz wichtig: Das Geld kommt dort an, wo das Produkt erzeugt wurde. Gleiches gilt für Hofläden, von denen es in Stutensee und näherer Umgebung (z.B. Büchenau) einige gibt. Gleiches gilt übrigens auch für kleine, inhabergeführte Läden wie Metzgereien und Bäckereien.
Angeblich soll der weit überwiegende Teil der Verbraucher bereit sein, für hochwertige (Bio-) Lebensmitte etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Wie kommt es dann aber, dass noch immer die meisten im Supermarkt zum industriell erzeugten, billigsten Obst, Gemüse und Fleisch greifen? Wir alle haben es in der Hand, die bäuerliche Landwirtschaft und die damit verbundenen Kleinbetriebe zu unterstützen. Tun wir es doch, indem wir auf Wochenmärkten und in Hofläden das einkaufen, was saisonal und regional an Lebensmitteln produziert wird!
BUND-Ortsgruppe Stutensee, Gerald Steinig