Gedanken zum Erntedankfest

Pressemeldung StutenseeWoche 22.09.2024, KW39

In wenigen Tagen werden wir das Erntedankfest feiern. Oder anders ausgedrückt: Wir werden für die diesjährige Ernte danken. Diese Tradition stammt noch aus der Zeit, als eine gute Ernte keine Selbstverständlichkeit war, sondern darüber entschied, ob die Bevölkerung gut durch den Winter kommt oder hungern muss. Gute Ernten sind auch heute noch nicht immer und überall selbstverständlich, aber hungern muss bei uns niemand mehr wegen einer schlechten Ernte. Im Supermarkt gibt es schließlich alles, was der Mensch auch im Winter braucht – sogar noch wesentlich mehr. Dieses (Über-) Angebot ist mit ein Grund dafür, dass bei uns die Wertschätzung von Lebensmitteln weitgehend verloren gegangen ist. Lebensmittel haben bei uns leider nicht mehr den Stellenwert, der ihnen eigentlich zukommt. Unmengen von Lebensmitteln werden Jahr für Jahr vernichtet, beginnend bei der Produktion und endend beim Verbraucher. Gerade das Erntedankfest sollte deshalb Anlass sein, einmal über unseren Umgang mit Lebensmitteln nachzudenken.

Schon am Beginn der Wertschöpfungskette beginnt auch die Lebensmittelverschwendung. Viele Feldfrüchte kommen gar nicht erst zum Verbraucher, weil der Bauer genau weiß, dass der Handel sie ihm nicht abnimmt, jedenfalls nicht zu einem auskömmlichen Preis – sie sind zu groß oder zu klein, zu krumm oder sonstwie „missgestaltet“. Also werden diese Produkte von vornherein keine Lebensmittel für Menschen, sondern bestenfalls Viehfutter. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, ob es wirklich ethisch vertretbar ist, z.B. Mais, der in anderen Weltgegenden das Grundnahrungsmittel ist, bei uns großflächig anzubauen, nur um ihn in Biogasanlagen zu „veredeln“.

Die nächste Verschwendungsstufe betrifft den Handel. Wer mit offenen Augen durch einen Supermarkt geht, kann sich leicht denken, dass das ganze Angebot an Obst und Gemüse, Frischfleisch oder Fisch nicht innerhalb der Zeit verkauft werden kann, in der es frisch bleibt. Lebensmittel, die diese „Altersgrenze“ überschritten haben, landen unweigerlich in der Tonne – wer kauft schon einen Salat, der zur Hälfte verwelkt ist.

Und damit sind wir bei der dritten Verschwendungsstufe, dem Verbraucher selbst. Der Lebensmittelverkäufer wirft seine Ware natürlich nicht weg, weil er so gerne wirtschaftliche Verluste produziert, sondern weil er Angst davor hat, dass die Kunden zur Konkurrenz gehen, wenn sie das gewünschte Produkt bei ihm nicht (mehr) erhalten. Solange wir uns darüber beschweren, dass wir beim Bäcker kurz vor Ladenschluss nicht mehr unser Wunschbrötchen bekommen, wird der Bäcker sein Komplettangebot backen und den großen Rest entsorgen – bestenfalls als Semmelbrösel. Es sind letztlich wir als Verbraucher, die die Lebensmittelverschwendung verursachen, sie aber auch bekämpfen können. Wir haben es in der Hand ! Der erste Schritt wäre: Lernen wir wieder, Lebensmittel als das zu schätzen, was sie sind: Mittel zum Leben !

BUND-Ortsgruppe Stutensee, Gerald Steinig

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