Argumente gegen die Karlsruher Nordtangente
1. Straßenbau wirkt einer notwendigen Luftverbesserung in der Region Karlsruhe grundsätzlich entgegen. Bekanntlich ist die Luft der Region in Baden-Württemberg mit am stärksten durch Schadstoffe belastet. Einen Großteil davon verursacht der weiter zunehmende Autoverkehr. Nachweisliche oder wahrscheinliche Folgen sind Gesundheitsschäden wie Atemwegserkrankungen und Allergien, Waldsterben und außerdem Schäden an Gebäuden. Dies betrifft alle Menschen in der Region. Darüber hinaus hat sich die Stadt Karlsruhe verpflichtet, zugunsten des weltweiten Klimaschutzes den verkehrsbedingten Kohlendioxidausstoß zu verringern.
Statt dem Bau zusätzlicher Autostraßen ist deshalb die Einschränkung des Autoverkehrs und die Verlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsmittel die Pflicht verantwortlich handelnder Politik und Verwaltung.
2. Der geplanten Straße soll ein Stück des Hardtwalds zum Opfer fallen. Der Wald trägt bisher zum Schutz des Klimas bei, indem er Sauerstoff erzeugt, Staub aus der Atemluft filtert und durch Feuchtigkeit Temperaturausgleich leistet. Weiter schützen die Bäume das Karlsruher Trinkwasser, den Boden und die vorhandene Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Da in das Ökosystem Wald sowieso schon von verschiedenen Seiten eingegriffen wird, ist jedes Stück von unersetzlichem Wert für das Leben des Ganzen und der Bevölkerung in der Region.
3. Die Straße würde auf ihrer gesamten Länge Natur zerstören, die nicht ersetzt werden kann. Sie würde Lebensräume zerschneiden. Darunter haben alle zu leiden, die in dem Gebiet wohnen, arbeiten, zur Schule gehen oder sich erholen wollen. Überdies beeinträchtigt sie das Grundwasser. Tier- und Pflanzenarten sind in ihrer Existenz bedroht.
4. Der Verlust an Natur und die schädlichen Auswirkungen der geplanten Nordtangente auf die Umwelt wurden sogar offiziell gesehen. Zum Bebauungsplan Nordtangente Ost stellte die Karlsruher Stadtverwaltung fest: "Wie sich aus der Umweltverträglichkeitsstudie ergibt, werden auch im Ostabschnitt der geplanten Trasse Naturhaushalt und Landschaftsgüter bzw. deren Schutzgüter - Boden, Wasser, Klima, Luft, Fauna, Flora, Landschaftsbild und Erholungspotential - zum Teil in gravierender Weise betroffen."
5. Die Forstdirektion Karlsruhe lehnte den vorgesehenen Eingriff in den Hardtwald zwischen Theodor-Heuss-Allee und Büchiger Allee mit der Begründung ab: "Der betroffene Wald weist folgende Waldfunktionen auf: Erholungswald Stufe 1, regionaler Klimaschutzwald und Wasserschutzwald. Die Hochwertigkeit des Waldes wird auch im Erläuterungsbericht zum Grünordnungsplan mehrfach hervorgehoben. Folgende Funktionen bzw. Wirkungen des Waldes werden besonders unterstrichen: hohe Lebensraumfunktionen des Bodens, besondere Leistungsfähigkeit für das Grundwasserdargebot, Verschmutzungsschutz für das Grundwasser, hohe klima- und lufthygienische Leistungsfähigkeit, hohe Leistungsfähigkeit für Flora und Fauna, besondere Bedeutung für die Vogelwelt, herausragende Erholungsfunktion. ... Damit liegen sämtliche Gründe vor, nach denen gemäß Par. 9 Abs. 2 Landeswaldgesetz die Umwandlungsgenehmigung versagt werden soll."
6. Die Stadt kommentierte den Verlust an landwirtschaftlicher Fläche durch die Planung so: "Mittel- bis langfristig wird man in Kauf nehmen müssen, daß wegen der Siedlungsentwicklung weitere stadtnahe landwirtschaftliche Betriebe ihre Existenzgrundlage, jedenfalls im traditionell landwirtschaftlichen Sektor, verlieren werden."
7. Das Hauptargument, das in der Abwägung den Ausschlag für die Straße geben sollte, war nicht stichhaltig: Wenn es darum geht, verkehrsgeplagte Bürger und Bürgerinnen zu entlasten, dann kann und muss dies auf andere Weise erreicht werden. Neue Straßen führen erfahrungsgemäß - ein Beispiel ist die Südtangente - nicht zu einer dauerhaften Entlastung. Vielmehr bedeuten sie sofort wirksame, weiträumige zusätzliche Belastungen.
8. Um die Verkehrsprobleme in Hagsfeld zu lösen, ist es angebracht, näher liegende, einfache Möglichkeiten ins Auge zu fassen.
Eine wäre eine kurze Anbindung des Industriegebiets an die Haid-und-Neu-Straße bei gleichzeitiger Sperrung des Stadtteils für den Durchgangsverkehr. Nötig ist auch, den öffentlichen Nahverkehr in Hagsfeld durch Verbindungen mit anderen nördlichen und östlichen Stadtteilen über Ringbuslinien zu verbessern. Es wäre verstärkt darüber nachzudenken, wie die Schiene den Güterverkehr vom und zum Industriegebiet - überregional, regional und lokal - übernehmen kann.
9. Der Bau der Nordtangente würde erhebliche Geldsummen kosten. Für solche Ausgaben haben immer weniger Menschen Verständnis. Die finanziellen Beiträge von Firmen können von den Unternehmensteuern abgesetzt werden und fallen damit doch wieder der Allgemeinheit zur Last. Die Mittel fehlen dann an anderen Stellen, wo sie dringend benötigt werden. Für einen sinnvollen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes beispielsweise steht dann in Stadt und Umland entsprechend weniger zur Verfügung. Durch die umweltschädliche Konkurrenz fahren Bahnen und Busse auch noch weniger rentabel.
10. Den Menschen in der Nähe der Trasse werden Abgase und Lärm zugemutet. Kinder geraten noch mehr in Unfallgefahr und finden weniger Spielraum vor. Lärm und beengte Verhältnisse verursachen psychisches Unwohlsein und Aggressionen - auch dies sind Wirkungen, die weit reichen können, aber bei dem Bauvorhaben außer Acht gelassen werden.
Initiative gegen die Nordtangente (außerhalb unserer Seiten)